Pünktlich zur großen Stofflieferung des besten Stoffladens, bin ich mit meiner Abschlussarbeit fertig geworden. Das Foto auf Instagram, auf dem ich schmallippig lächelnd meine Arbeit in den Spiegel halte, unterrepräsentiert das neuerworbene Lebensgefühl minimal. Innerlich marschierte ich in der Mitte einer Blaskapelle und schwinge mein Bein über meinen Kopf wie ein Funkenmariechen, das einzige was mich faktisch daran hindert, ist der Mangel an Dehnbarkeit und die physisch und psychisch stark ausgeprägte Übermüdung.
Um die harten Fakten auf den Tisch zu bringen: Fünf Jahre habe ich gebraucht, um meine Bachelorarbeit bei den desinteressierten Uninfoportalmitarbeiterinnen auf den Tisch zu legen. Für einen Status, der mich in erster Linie berechtigt, mich bei ElitePartner anzumelden. Endlich Niveau. Fünf Jahre, die ich, wenn ich anwesend war, damit zugebracht habe, mir auditiv Wikipediaartikel, die auf eine Länge von 1, 5 Stunden aufgeblasen wurden anzuhören, während der gutausgebildete Lehrkörper am Ende der pädagogisch wertvollen Tischanordnung saß und Tetris auf seinem Nokia 3510 gespielt hat. Ich habe bis heute nicht verstanden, was mich dazu berechtigen soll, mich elitärer zu fühlen, als Menschen, die in drei Jahren Ausbildung gelernt haben, sich im Ernstfall ein Haus auf einer einsamen Insel zu bauen, während ich verzweifelt auf einer Palme sitze, auf der Suche nach Internetempfang, damit ich googeln kann, was ich jetzt zu tun habe.
Zumindest habe ich jetzt wieder Zeit für mir wichtige Sachen und bin erstmal einkaufen gegangen, um auf der einsamen Insel zumindest gutaussehendes Transportwerk dabeizuhaben. Es passt sogar ein Laptop hinein, damit ich etwaige wissenschaftliche Erkenntnisse zu Kokosnusskulturen für die Nachwelt notieren kann, so lange der Akku mich trägt.
Passend zum Inselmotto hat mich ein Taschencanvas mit partiellem Silberdruck angesprungen, der aussieht wie klares Wasser und Sonnenlicht. Oder wie ein Regenbogenfisch ohne Regenbogen.
Was man dafür braucht:
Taschenbügel, entweder 8cmx31cm (meiner war so groß und ich musste den Stoff am ende etwas einhalten) oder 9cmx32cm hier habe ich einen vergleichbaren gefunden
1m Außenstoff (1,10m Breite reicht) meiner ist dieser
1m Futter
1,60m x 4cm Gurtband (ich habe schwarzes genommen)
1m Einlage H640
Reißverschluss 25cm
Und so geht’s:
Schritt 1
Schnitt ausdrucken und anhand des 1x1cm Kontrollkästchens prüfen, ob der Schnitt die richtige Größe hat. In dem Schnitt sind 1cm Nahtzugabe enthalten.
Zuschneiden und das Hauptteil, sowie die beiden Stoffteile für den Gurt mit Vlieseline H640 bebügeln.
Schritt 2
Die Nahtzugabe der unteren und oberen Kante des Stoffteils für den Gurt einschlagen und bügeln. Den Gurt 2cm vom Rand entfernt auf die linke Seite des Stoffteils für den Gurt legen und die 2cm längs umschlagen und mit 1cm Abstand zum Rand des Gurtes feststeppen.
Schritt 2b
Dann auf der anderen Seite 1cm einschlagen und die gleiche Naht erneut feststeppen. Auf der anderen Seite ebenfalls eine Naht mit 1cm Abstand zum Rand setzen. Den Vorgang mit dem anderen Gurt wiederholen.
Schritt 3
Die Gurte auf dem Hauptteil rechts auf rechts sorgfältig auf der Markierung (Im Schnitt als Rechteck mit Kreuz markiert, so habe ich sie auch angenäht) anbringen, die schwarzen Enden der Gurte zeigen zunächst nach oben.
Schritt 4
Den Reißverschluss an das obere und das untere Teil der Tasche steppen und versäubern. Die Nahtzugaben der Tasche rundherum umschlagen und bügeln. Tasche an das Rückenteil stecken (siehe Markierung, so, dass die Enden der Gurte darunter verschwinden) und rundherum knappkantig absteppen. Die Tasche oberhalb des Reißverschlusses ebenfalls am Rückenteil feststeppen, sodass die Enden des Gurtes auch nicht mehr sichtbar sind, wenn man den Reißverschluss der Tasche öffnet.
Schritt 5
Die Gurtteile links auf rechts auf die Nahtzugabe des Rückenteils stecken (Siehe Markierung.) und prüfen, ob die Gurtlänge in Ordnung ist (ich bin relativ groß und trage meine Rucksäcke gerne tiefer) falls nicht, kürzen. Dann füßchenbreit steppen.
Schritt 6
Das Hauptteil falten und rechts auf rechts aufeinanderstecken. Dabei wird der rechte Winkel zusammengesteckt, wie die Pfeile im Schnitt anzeigen. Die Nahtzugaben zusammensteppen und Wenden.
Schritt 7
Das Futter auf die gleiche Art zusammennähen wie das Außenteil und in das Außenteil hineinlegen, sodass die Klappe aufeinandertrifft. Die offenen Kanten bündig aufeinanderstecken, steppen und versäubern.
Schritt 8
Den Taschenbügel in der Schiene mit Textilkleber bestreichen und zunächst die Klappe des Rucksacks mit den abgerundeten Ecken hineinstecken und mit einem Schraubendreher oder einem Pfalzbein festdrücken. Mindestens eine halbe Stunde trocknen lassen. Dann die mit der (im Schnitt ist das die untere Kante) anderen Seite der Öffnung ebenso verfahren. Diese sollte ein wenig eingehalten werden. Hier ist auch nochmal ein Tutorial zum Anbringen der Taschenbügel, das hat mir geholfen.
5 Antworten zu “Portemonnaierucksack Tutorial mit Schnittmuster”
Edel. Danke für Schnitt und ausführliche Anleitung! (Und Gratulation zum Abschluss!)
Danke dir für den lieben Kommentar 🙂
Welch erhabendes Gefühl nach jahrelanger harter Arbeit ein Blatt Papier in Händen zu halten. Ein Boot oder Auto kam mir manchmal nützlicher vor. 😀 Aber man sagte mir mit dem Blatt Papier könnte ich mir irgendwann mal ein Auto oder ein Boot kaufen. Hmmm darauf warte ich heute noch das ein Verkäufer mir dieses Blatt Papier gegen ein Auto oder Boot eintauscht… Hiermit zahle ich freiwillig 5 Euro in die schlechte-witze-box. 😉
Der Rücksack ist ein Herzstück!! Vorallem der Stoff (ich liebe grob Gewebtes!) und der Verschluss sind wunderbar. Auch die Rückentasche, für – in meinem Fall – alles was schnell zur Hand sein muss (Schlüssel!!), gefällt mir super gut!
Wie gut 😀 Mir sagte leider niemand sowas, ich wurde immer nur gefragt für welches Taxiunternehmen ich denn am liebsten arbeiten möchte. Aber das hat ja auch was mit Autos zu tun 😉
Vielen vielen Dank liebe Anita
allerbeste Grüße
von Ann-Sophie
Dieser Rucksack ist ja richtig cool, wenn ich etwas mehr Nähtalent hätte würde ich ihn auf jeden Fall nachnähen! Auf jeden Fall motiviert dein Blog mich gerade Nähen als neues Hobby in Betracht zu ziehen 😉
Und übrigens: Ich studiere Sozialwissenschaften und mir wurde schon in den ersten Tagen eine erfolgreiche Karriere in der Taxi Branche in Aussicht gestellt, ich weiß irgendwie was du meinst.. Aber beim Studieren ist ja der Weg das Ziel 😀